Freianlagen Bundesarchiv

Der dtv- Brockhaus (1982) definiert “Archiv“ so:

Einrichtung zur systematischen Erfassung, Ordnung, Verwahrung, Verwaltung und Verwertung von Schriften, Bild- und Tonschriftgut.

Auf dieser Aussage baut der hier vorgestellte Entwurf für den Innenhof und Vorplatz auf – die Überführung “ankommender“ Archivalien in unterschiedlichster Form in ein Ordnungssystem.

1. Vorplatzbereich:
Für die weithin sichtbare Markierung des Haupteingangsbereichs wird eine etwa 6 m hohe Säule vorgeschlagen, die auf dem Schnittpunkt der Sichtachse von der Finkensteinallee und der Theklastraße errichtet werden soll. Sie hat einen quadratischen Grundriss (75x75 cm), verjüngt sich in 4,5 m Höhe auf 40x40 cm und wird bekrönt von einem ungeordneten ca. 1,5 m hohem Stapel von Büchern, Folianten und verschnürten Dokumentenmappen.
Diese Gestaltungselemente erscheinen dem Verfasser als am signifikantesten für den Auftrag dieser Behörde. Die zu ordnende Unordnung wird betont durch abgerutschte Teile am Fuß der Säule, die in Richtung Eingang weisen. Material für die Säule wäre Kalkstein, für die Stapelungen Bronze.
Diese Säule ist nicht nur als Hinweiszeichen zum Archiv zu verstehen, sondern als Ehrung für jene Menschen, die Kulturgut über Jahrhunderte in Archiven bewahrt haben.
Die Begrenzung des Vorplatzes sollte sich an der bisherigen Straßenführung orientieren. Befestigungen mit Kleinsteinpflasterung, wobei das Innenhofraster an den Schnittpunkten auch hier farblich markiert werden soll.

2. Innenhof:
Die Strukturierung des Innenhofes erfolgt auf Grundlage des in den Gebäuden vorhandenen Konstruktionsrasters von 3x3 m. Dieses wird mit unterschiedlichen Gestaltungsmitteln unterlegt- Rasen, Buchsbaum, Pflasterung und farbigen “Glasschlacke“. Der inhaltliche Bezug zur Gestaltung des Vorplatzes wird hergestellt durch die Überführung der herkömmlichen Informationsspeicherung in den digitalen Bereich, in einen Binärcode, hier mit den Symbolen 1 und 0.
Das Wort “ARCHIV“ in der Großbuchstabenschreibung ist Ausgangspunk für die Gestaltung der Hofmitte, es entsteht ein gerastertes Quadrat von 8 x 8 Feldern. Der Rhythmus von Hoch und Flach der einzelnen Felder ergibt sich aus dem binären Alphabet, ein Buchsbaumkubus (3x3x0,70m) steht für die 1, ein Rasenquadrat (3x3 m) steht für die 0. Das Grundwort wird vom Archivbau aus gelesen.
Ein Sichtkontakt zur Säule auf dem Vorplatz durch den verglasten Eingangstrakt ist gegeben. Um diese Anbindung zu betonen, werden auf den oben und unten im Gestaltungsbereich erscheinenden “Leerzeilen“ – das in den Code übersetzte Wort “ARCHIV“ ist breiter den hoch- je eine Bodenskulptur installiert die Bücherschichtungen zeigen, etwa 1 m hoch, 3 m breit und 3 m tief. Die ist auch ein Hinweis auf die unterschiedlichen Möglichkeiten des Archivierens.
Bei der Betrachtung der Innenhofgestaltung von oben ergibt sich ein Bild mit Rahmen und Passepartout. Der Rahmen – ein 6 m breiter umlaufender Streifen als Nutz- und Wirtschaftsfläche, ausgeführt in Kleinstpflaster mit farblicher Markierung der Rasterknotenpunkte wie im Vorplatzbereich; das Passepartout, 3 m breit das “Archivbild“ umfassend, ausgeführt mit farbig gebrochenem Glas welches nachts von LED's beleuchtet scheinbar von innen erstrahlt.

Projektinfos

Projekt

Interdisziplinärer Wettbewerb für Künstler und Landschaftsarchitekten für die Gestaltung des Innenhofes und die Markierung des Haupteinganges des Bundesarchivs in Berlin

Zeitpunkt: Dezember 2008

Auftraggeber

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentw icklung
vertreten durch das
Bundesamt f ür Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Fasanenstraße 87
10623 Berlin